Rochlitzer Porphyrtuff – Ein Stein für den Alltag, aber auch für Kunst und Architektur 

Allgemeines

Bereits in der Bronzezeit, vor ca. 3000 Jahren, wurde das am Rochlitzer Berg gebrochene Gestein zur Herstellung von Mahlsteinen genutzt.
Allerdings wurde der Porphyr zu dieser Zeit noch nicht in Steinbrüchen abgebaut, sondern es wurden lose herumliegende Steine verwendet. [TPA6]

Ab dem frühen Mittelalter gewinnt das Gestein als Baustein zusehends an Bedeutung. Das bekannteste romanische Bauwerk ist das Benediktinerkloster Wechselburg.
In der Gotik nahmen Verwendung und Verbreitung des Rochlitzer Porphyrtuffs weiter zu. Beispielhaft zu nennen sind das Schloss und die St. Kunigundenkirche in Rochlitz. Verwendet wurde der Stein auch recht früh für Brücken – 1333 für die Brücke zu Bad Düben und hundert Jahre später für die Rochlitzer Werksteinbrücke über die Zwickauer Mulde. 

Die erste Steinmetzhütte als Zunft entstand in Rochlitz vermutlich im 15. Jahrhundert. Die „Rochlitzer Hütte“, der traditionelle zünftige Zusammenschluss der Steinmetze und Steinbruchbesitzer, blieb bis in das 19. Jahrhundert hinein Organisationsform des Gewerbes der Steinhauer und Steinmetze. Zu den bedeutendsten Bauten dieser Zeit zählt das von Hieronymus Lotter erbaute Alte Rathaus zu Leipzig. Zuletzt wurden in Verantwortung der Hütte die Steinbrücke über die Zwickauer Mulde in Wechselburg und der Friedrich-August-Turm auf dem Rochlitzer Berge erbaut. [TPA1, 2]

Das heute auf dem Rochlitzer Berg tätige Abbau- und Verarbeitungsunternehmen „Vereinigte Porphyrbrüche auf dem Rochlitzer Berge“ GmbH versichert sich in seiner Firmen-Vita einer langen Geschichte als „Rochlitzer Porphyr-Manufaktur seit 1585“. 

Sie bezieht sich auf den vom ersten Steinmetz der Familie Haberkorn seit dieser Zeit betriebenen Steinbruch. Die damaligen Steinbruchbesitzer gründeten 1897 nach eigener Aussage die dritte sächsische GmbH. Dazu gehörten die Steinmetze und Steinbruchbesitzer Emil und Oswald Haberkorn, Clemens und Otto Seidel und der Wechselburger Emil Schilling. [TPA1, 2]

Steinbruchbesitzer (v.l.n.r.) Seidel, Clemens; Seidel, Otto; Fröhner; Teichmann; Schilling, Emil; Haberkorn, Emil; Haberkorn, Oswald; Haberkorn, Georg; Foto von etwa 1884 [BPA1]
Steinbrüche und der Rochlitzer Berg
Rochlitz/Sa. etwa 1915; Seidelbruch [BPA2]
Seidelbruch [BPA3]
Arbeit im Steinbruch, Grafik etwa 1930 [BPA4]
Kran im Steinbruch [BPA5]

Nach Kriegsende 1945 blieben die Brüche in Privatbesitz der Familie Haberkorn, bis sie 1972 verstaatlicht wurden. 1990 wurde der Betrieb an Ruth Haberkorn rückübertragen.

1991 übernahm die Kalenborn KG aus Essen das Unternehmen. Einer der größten Aufträge war die Verkleidung für den 2015 geweihten Neubau der katholischen Kirche der Kirchgemeinde der Leipziger Probsteikirche St. Trinitatis in Leipzig. [TPA1, 2]

Blick in den Gleisbergbruch [BPA6]
Ignimbrit-Fließeinheiten des Rochlitzer Porphyrs im Steinbruch auf der Pappelhöhe [BPA7]
Abbau

Vor etwa 1.000 Jahren wurde begonnen, den Rochlitzer Porphyr in größerem Umfang abzubauen. Für Mittelsachsen ist er zum Heimatstein geworden. Er wurde in Portalen, Türen oder Fenstereinfassungen verbaut. Auch Hobby-Steinmetze bearbeiten ihn gerne, weil er zu den sogenannten Weichgesteinen zählt. [TPA3]

Vor der industriellen Revolution war die Gewinnung von Rohstoffen in Steinbrüchen oder Tongruben schwerste körperliche Arbeit. Mit Spitzhacke, Brechstange, Meißel und Hammer brachen und zerkleinerten Männer und auch Frauen das Rohmaterial. Später mussten für die Gewinnung tieferliegenden Gesteins zur Vorbereitung von Sprengungen per Hand Bohrlöcher eingebracht werden. [TPA8]

Arbeiter im Steinbruch (1) [BPA8]
Steinmetz bei der Arbeit [BPA10]
Arbeiter im Steinbruch (2) [BPA9]

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert vollzog sich in den Steinbrüchen und den Sand-, Kies-, Ton- und Kaolingruben im Geopark-Gebiet der industrielle Abbau. Maschinen erleichterten die kräftezehrende Arbeit und machten die Förderstätten zu modernen und leistungsstarken Betrieben. Auch in den Porphyrbrüchen am Rochlitzer Berg vollzog sich der Wandel von der manuellen zur industriellen Gewinnung und Verarbeitung.

Den ältesten Steinbruch betrieb seit 1585 die Steinmetzfamilie Haberkorn; später bauten auch die Steinbruchbesitzer Seidel und Schilling hier ab. Als sich der Bedarf und die Abbaumengen vervielfachten, gründeten diese drei Unternehmer 1897 zur besseren Vermarktung eine gemeinsame GmbH. 1907 bis 1909 entstand am Verladebahnhof Breitenborn ein Werkbetrieb mit modernem Steinsägewerk.

Werkbetrieb am Verladebahnhof [BPA11]
Porphyr-Bearbeitung [BPA12]
In einem 1924 eingeweihten Steinbrech- und Walzwerk wurde aus zerkleinertem Tuff Porphyrgrus für Putze, Wegbeläge und Sportstätten gewonnen. An Altsteinbrüchen des Rochlitzer Berges, z.B. am Gleisbergbruch, sind noch Reste historischer Förder- und Transporttechnik erhalten und für heutige Besucher inszeniert. Der touristisch aufbereitete Porphyrlehrpfad bietet Einblicke in die Steinbrüche, in das Leben der Steinmetze und in die Entstehungsgeschichte des Rochlitzer Berges mit seinem Porphyr. [TPA8]
Schrämmaschine im Gleisbgerbruch [BPA13]
Verarbeitung
Das gesprengte Material wird mit Hilfe von Radladern und LKWs in das nur wenige Meter entfernte Werk transportiert. Dort werden die Blöcke durch Seilsäge, Brückensäge und Gatter in die für die Weiterverarbeitung geeignete Größe gebracht. Danach kann der Rochlitzer Porphyr mit handwerklichen und maschinellen Methoden weiter verarbeitet werden. [TPA4]
Radlader im Porphyrbruch (1) [BPA14]
(2) Radlader im Porphyrbruch (2) [BPA15]
Mit großen Steinkreissägen werden die Gesteinsblöcke in Form gebracht. [BPA16]
Steinmetz-Werkzeuge [BPA17]
Verwendung

Steinfunde, deren Alter auf rund 3000 Jahre geschätzt wird, belegen, dass der Rochlitzer Porphyr lange vor unserer Zeitrechnung z. B. als Mahlstein Verwendung fand.

Das Gestein wird unter der Handelsbezeichnung Rochlitzer Porphyr, Rochlitzer Porphyrtuff oder seltener auch Rochlitzer Marmor seit Jahrhunderten vertrieben.

Vornehmlich wird Rochlitzer Porphyr für Mauersteine, Fassaden und Steinmetzarbeiten verwendet. Ferner ist er für moderne und historische Bildhauerwerke, Garten- und Landschaftsgestaltung, Grabmale etc. eingesetzt worden. Bei Verwendung als Platten beträgt die Mindestdicke 4 cm. Die Porosität des Gesteins ist mit 30 Vol.% relativ hoch. Bei Verwendung als Bodenplatten ist die relative Abriebfestigkeit zu beachten.

Rochlitzer Porphyr ist gegen Frost und Aggressorien beständig. Polierfähig ist er allerdings nicht, es ist nur ein Feinschliff möglich. Seine Beliebtheit bei Bildhauern resultiert daraus, dass er wie Weichgestein bearbeitet werden kann.

Das hochwertigste Gestein wird aus dem Gleisbergsbruch und das härteste aus dem Mühlsteinbruch gebrochen. Im Schillingbruch wird Gestein mit lebhafter Struktur und gelben Maserungen abgebaut, das für Fassaden- und Bodenplatten verwendet wird. Laut einem geologischen Gutachten ist für die kommenden 80 Jahre genügend Nutzgestein vorhanden.

Das nicht für die Werksteinherstellung geeignete Gestein wird gemahlen als Rochlitzer Porphyrkies für den Sportplatzbau und für Tennisplätze verwendet. Es war die „Rochlitzer Decke“, die die Laufbahnen der Sportanlagen der Olympischen Sommerspiele 1936 rot färbte. [TPA5]

Porphyrplatten als Fassadenverkleidung eines Gebäudes in Chemnitz [BPA18]

Für weitere Details zu Abbau und Verwendung von Porphyr sei besonders auf die Quelle von [BPA5] verwiesen, vor allem aber auch auf die historische Quelle [TPA7].